Künstliche Intelligenz (KI) wird oft als Universallösung für die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen in unserem Gesundheitssystem, wie z. B. Personalmangel und überlastete Mitarbeiter, gesehen, jedoch auch als Innovator. Die Erwartungen an sie sind daher hoch, doch sind sie auch realistisch?
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Inhaltsverzeichnis
Potenzial und Grenzen
Komplexe Herausforderungen
Fazit
Potenzial und Grenzen
KI-Systeme können bereits heute Mediziner und Pflegekräfte u. a. bei der Diagnose, Behandlung sowie administrativen Aufgaben unterstützen oder diese in Teilen übernehmen. Doch obwohl in den letzten Jahren massiv im Bereich KI geforscht und in diesen investiert wurde, sind die tatsächlichen Mehrwerte für das Gesundheitssystem bisher noch überschaubar. Die Spitze des Hype-Zyklus liegt außerdem bereits hinter uns.
Komplexe Herausforderungen
Die Komplexität von Gesundheitseinrichtungen, unsichere gesetzliche Vorgaben und die hohe Verantwortung machen den Einsatz von KI besonders anspruchsvoll. Prädiktive Algorithmen, die in einem Krankenhaus gut funktionieren, können in einem anderen zu falschen Diagnosen führen, wenn sie nicht korrekt angepasst werden. Ein Beispiel dafür ist der Einsatz von Sepsis-Algorithmen, der 2021 in verschiedenen Krankenhäusern in den USA zu Fehlalarmen oder übersehenen Fällen geführt hat.
Obwohl KI theoretisch großes Potenzial hat, gibt es in der Praxis viele Hürden. Ärzte, Pflegende und Patienten stehen der Technologie oftmals skeptisch gegenüber. Sie befürchten Verletzungen des Datenschutzes, haben Sorge, dass das Zwischenmenschliche verloren geht, oder haben sogar Angst, dass ihr Arbeitsplatz durch den Einsatz von KI überflüssig wird. Die Einführung der elektronischen Gesundheitsakte („Electronic Health Record/EHR“) in den USA hat zudem gezeigt, dass die Erwartungen an neue Technologien nicht immer erfüllt werden.
Erwarten wir also zu viel und dies vor allem zu schnell? Tatsächlich wird es vermutlich noch dauern, bis KI umfassend im Gesundheitswesen eingesetzt werden kann. Die Implementierung ist komplex, erfordert viele Ressourcen und trifft auf organisatorische Hürden. Außerdem fehlt es oftmals an finanziellen Anreizen für Krankenhäuser, KI-Produkte im großen Stil zu integrieren.
Fazit
Statt auf eine Revolution durch KI zu warten, sollten Gesundheitsorganisationen eher schrittweise Verbesserungen anstreben und sich auf kleinere, messbare Erfolge konzentrieren. KI hat zwar das Potenzial, das Gesundheitswesen nachhaltig zu verbessern, doch sollten die aktuellen Möglichkeiten nicht überschätzt werden. Das Wohl des Patienten hat weiterhin Vorrang, und KI sollte als Ergänzung verstanden werden – nicht als Ersatz für die menschliche Expertise. Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, mit realistischen Erwartungen voranzugehen und auf kleine, solide Fortschritte zu setzen, die langfristig einen echten Mehrwert schaffen.
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